1. |
Heimat
05:33
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Nun brennt der Mond geruhig
Über die Wälder hinaus
Und legt die funkelnde Heimat
Wie einen Kronschatz aus
Des Dorfes weiße Mauern
Die Firste silbergesäumt
Und silberne Ährenwipfel
Gedämpft der Brunnen träumt
Ein letztes Einödglöcklein
Klingt fernwo und verhallt
Vergessene Schwedenschanzen
Umschlummert der schwarze Wald
Heimat, du meine Erde
Du muttereinziger Ort
Heimat, du wundervolles
du starkes, gutes Wort
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2. |
Duldsamkeit
06:11
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Auf dem Acker les ich Steine
Die Ähren bringen karges Brot
Geht ein Tag, so kommt ein gleicher
Ich lebe mich am Leben tot
Mit Wehmut seh ich Vögel ziehen
in blauen Abend nach glutrotem Tag
Die mögen in die Ferne flieh'n,
derweil ich meine Bürde trag
Wohl liegt ein Fluch auf dieser Erde,
die im Schweiße ich bestell
Bin gleich den Würmern in dem Felde
Alles, alles muss vergeh'n
Doch fliegt immerfort die Sense
Noch spür ich meine ganze Kraft
Und es schießt durch meine Adern
glühend heiß der Lebenssaft
Auf meiner Väter kargem Boden
hält mich ein unsichtbares Band
Und nach meinen letzten Tagen
geb ich mich in Gottes Hand
Die Wut, ich hab sie fest verschlossen
in der Brust, wo's Herze loht
Kein Jammer dringt durch Nordwalds Stille
Duldsam bleib ich in der Not
Duldsam bleib ich in der Not
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3. |
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Der Tag is um a ganze Stund scho länger wor`n
und d`Fenster sand no gfrorn.
Wenns zur Lichtmeß schneit, bringts im Johr Segn un Fruchtbarkeit.
A so muaß s Wetter sein. A so muaß s Wetter sein.
A so muaß `s Wetter sein, sein.
Wenns zur Lichtmeß schneit, bringts im Johr Segn un Fruchtbarkeit.
Enk weihn und zündt sie`s an, das `s Taglicht wochsen kann!
Wenns zur Lichtmeß schneit, bringts im Johr Segn un Fruchtbarkeit
Aus steht heut der Knecht, der was Guats zum Essen mecht.
Drum Bäuerin, koch auf und back, damit der Herr bekommt a guta Kraft.
A so muaß s Wetter sein. A so muaß s Wetter sein.
A so muaß `s Wetter sein, sein.
Wenns zur Lichtmeß schneit, bringts im Johr Segn un Fruchtbarkeit.
Der Liachtmeßtag, der is und bleibt do allweil, was er war.
De Dienstbo`n und die Bauernleut, a Lostag fürs ganze Jahr.
So ziehn mer das Liacht,
und hem die Nocht.
Zur Lichtermess des Tagwerk erwocht!
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4. |
Erwachen
04:38
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Ich war kein Kind mit leichtem Herz
Zu flackrig war's fürs wilde Toben
Aschenstreu und karger Boden
war’n als Wuchsstatt mir bestimmt
Doch trieben in mir Abenteuer
mannigfaltig Traumesblüten,
um mein Veilchenherz zu hüten
vor der kalten Menschenwelt
Ich flüchtete in Kirschbaumkronen
weißer Regen hing im Haar
wo ich endlich einsam war
und keiner Spur mehr musste folgen
Dort wird es wohl gewesen sein,
dass leise sich ein Tor geöffnet
und Geisterstimmen aus dem Gestern
drangen in die Seele ein
Oh, holde Sehnsucht, köstlich Ahnen
wundersame Welt der Schwellen
führtest mich zu deinen Quellen,
deren Wasser trunken macht
So blickte ich ins weite Land
voll glutig goldner Abendsonne
und in frisch erwachter Wonne
schmolz im Astwerk ich dahin
Im Herzen trug ich nur noch Liebe
zart und wild und blütenschön
In mir sprossen grüne Triebe
aus dem welkend Kindersinn
aus dem welken Kindersinn
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5. |
Die Glockenblume
04:49
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Arme kleine Blume
zwischen Stein und Staub
lächelt deine Glocke
aus vergrautem Laub
Trug des Schicksals Wirbel
dich der Stadt auch zu
blaue Glockenblume
dennoch blühest du
An der grauen Mauer
schmalem Erdenspalt
finden deine Wurzeln
allzu kargen Halt
Wie ich dich auch hege
welkst du vor der Zeit
Kurz ist deine holde
Blütenseligkeit
Wie du dich auch sehnend
streckest nach dem Licht
Kraft zu neuem Leben
gibt der Stein dir nicht
Du und ich und viele
leiden an der Stadt,
die für unsre Wurzeln
keine Erde hat
Leiden alle heimlich
leiden tief und schwer
an der grauen Steine
nimmergrünem Heer
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6. |
Auf die Höhen
02:33
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Auf die Höhen musst du wandern
Nie ist es im Tal so schön
Denn da bist du bei den andern,
die das Leben nicht verstehn
Freien Blick musst du gewinnen
freies Fühlen in der Brust
Wenn die Jahre auch verrinnen
Ewig jung bleibt Wanderlust
Steigst du dann zu Tale nieder,
wo der Erde Last dich ruft,
wecken in dir Wanderlieder
Sehnsucht nach der Höhenluft
Willst das Leben du verstehen
kriech nicht rum in Jammertal
Auf die Berge musst du gehen
Immer höher bis ins All
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7. |
Zwischenlichten
08:21
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Die Nacht fällt über des Nordwalds Gipfel
ein leiser Hauch geht durch Fichtenwipfel
und weht die blaue Stunde an
Im Dämmer ein Haus steht im Oberland
an des ärmlichen Dorfes stillem Rand
wo die Werber halten lang Wache
Unterm Dache aus Stroh sich ein Rascheln erhebt
Die Fledermausschar auf die Jagd nun geht
gar eigen beseelte Geschöpfe
In der Stube da hocken die Leider der Plagen
Sie träumen von guten, von besseren Tagen
Doch schweigen nun ihre Klagen
Am Webstuhl soll das Schiffchen ruhn
wenn verschwimmen des Tages harte Konturn
wenn an der Funzel kein Feuer noch loht
wenn das Leben kurz mehr ist als Lohn und Brot
Zwischen den Lichten hebt die Seele sich aus ihrer Not
Recht heitre Gesänge schallen durch den Raum
manch schaurige Mär, manch fantastischer Traum
und unerhörte Gerüchte
Vom Deibel der am Kreuzweg macht ein Angebot
vom Bilmes, der das Korn bedroht
von Lene, die’s Bett teilt mit Hansel
In langen Schatten liegt mystisches Ahnen
Das Fühlen schwebt auf Ätherbahnen
und flieht der Nacht entgegen
Am Webstuhl soll das Schiffchen ruhn
wenn verschwimmen des Tages harte Konturn
wenn an der Funzel kein Feuer noch loht
wenn das Leben kurz mehr ist als Lohn und Brot
Zwischen den Lichten hebt die Seele sich aus ihrer Not
Wie soll ein Mensch auch nüchtern nur leben
und nie nach den höheren Sphären streben
Wenn Geister dich rufen, sollst du dich ergeben,
dich dem Prosaischen endlich entheben
Und träumen! Träumen...
„Heute genügt ein Knopfdruck oder nur ein akustisches Signal
und unsere Räume sind in der finstersten Nacht von künstlichem
Tageslicht erhellt.
Mit einem Geheimnis oder einem Wunder
hat das aber nichts mehr zu tun.“
Am Webstuhl soll das Schiffchen ruhn
wenn verschwimmen des Tages harte Konturn
wenn an der Funzel kein Feuer noch loht
wenn das Leben kurz mehr ist als Lohn und Brot
Zwischen den Lichten hebt die Seele sich aus ihrer Not
ihrer Not
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8. |
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Ihr nennt uns verlor'n
doch sind wir das Fleisch
am Gerippe euerer Plastikwelt
Wir Kinder des Lichts
sind der Keim, der selbst
in Dunkelheit noch zur Sonne strebt
Wir folgen einem Sehnsuchtspfad
Wir leben jenseits von Zeit
durchmessen die Schwärze
im Sternenlichtkleid
Wir suchen das Glück
und finden es fernab von Marktgeschrei
fernab von Mammonslohn
Wir tragen die Liebe
tief in der Brust
und hüten ihr stilles Feuer
Wir folgen einem Sehnsuchtspfad
Wir leben jenseits von Zeit
durchmessen die Schwärze
im Sternenlichtkleid
Keine Kette der Welt
setzt unsrem verhuschten Traumtanz
jemals ein Ende
Wir Rebellen der Stille
flüstern uns klammheimlich zu:
"Wir sind Legion!"
Wir folgen einem Sehnsuchtspfad
Wir leben jenseits von Zeit
durchmessen die Schwärze
im Sternenlichtkleid
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9. |
Seelenwetterläuten
04:52
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Geht ein Ruf durch stilles Land
Tochter von Feuer und Stahl
Was singst du so traurigt heut Nacht?
Oh, edler Glockenschall!
Brichst dich im Holz, hallst wider vom Fels
verwehst mit dem Wind und erstirbst
Wenn ich ein Glöcklein wär‘
Schön wollt‘ ich läuten
Das sollte ringsumher
allen bedeuten:
Bin vom Dorf gar weit entfernt
Bin entfloh‘n der Menschen Hort und Betriebsamkeit
Ein müder Wandrer ohne Ziel
Geborgen in dem sternenweiten Kleid der Dunkelheit
Nun Glocke, wohin rufst du mich?
Musst wissen doch, ich habe mein Zuhause nicht
im Schoß der Allgemeinheit,
wo sie plärren, wo sie schrei’n
Ich lausch dir allein, hier im Fichtenhain
Bin verlor‘n für deine Welt
Wenn ich ein Glöcklein wär‘
Schön wollt‘ ich läuten
Das sollte ringsumher
allen bedeuten:
Über allen Gipfeln ist Ruh
in allen Wipfeln spürest du
kaum einen Hauch
Die Vögelein schweigen im Walde
Warte nur, balde
Ruhest du auch
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10. |
Herbstfeuer
03:15
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Rings in allen Gärten,
die im Tale sind,
rauchen nun die Feuer
und der Herbst beginnt
„Ägyd bläst in des Herbstes Horn,
die Beere schwankt am Brombeerdorn“
Fern ist nun der Sommer
und der Blumenduft
Rote Feuer lodern
Rauch steigt in die Luft
Lobt den Lauf des Jahres
und den Wechsel auch!
Blumen bringt der Sommer
und der Herbst den Rauch!
„Die Schwalbe zieht, der Wanderschuh
treibt dunkel einer Heimat zu.“
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11. |
Winterstille
03:35
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Der Herbst fühlt sich schon furchtbar alt.
Wo gestern lag noch buntes Laub,
schleicht heut der Winter in den Wald,
lässt fallen Diamantenstaub.
Noch stürzt der Fluss ins Tal hinab,
ganz ohne Rast und frei und wild.
Doch bald schon zügelt er den Trab
und schafft sein eignes Spiegelbild.
Es wehr‘n sich tapfer Strauch und Blatt,
bald zieh‘n auch sie Ihr Kleidchen an,
aus zartem Weiß, so seidenmatt.
Belegt die Welt mit stillem Bann.
Winterstille
Still die Weiten, still der Wald
Winterstille
Still, so still
Winterstilles Schweigen
Still
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